Mein altes Akkordeon wiegt 12 Kilogramm. Das zu einem Auftrittsort zu bewegen ist das eine. Damit dann fünf Stunden Musik zu machen und das noch im Stehen das andere. Gut, damals war ich noch einige Jährchen jünger. Da hat mir das wenig ausgemacht. Mittlerweile bin ich umgestiegen auf ein etwas kleineres Akkordeon, das aber immer noch zehn Kilo auf die Waage bringt.
An der Stelle werden Tubisten wohl gut verstehen, was ich meine. Eine Tuba hat nicht nur ein ähnliches Gewicht, sondern ist dazu noch weitaus sperriger. Von Schlagzeugern gar nicht erst zu reden, deren Set beim Transport meist den ganzen Stauraum eines Autos benötigt.
Es gibt allerdings Musizierende, die haben es in der Beziehung gut. Besser noch als Piccolo-Flötisten. Sind sich dessen aber kaum bewusst. Sängerinnen und Sänger tragen ihr Instrument ganz einfach immer bei sich. Ohne zusätzliches Gewicht und (fast) jederzeit einsatzbereit. Und auch nicht zu vergessen: ohne teure Anschaffungskosten - von der Natur einfach so mitgegeben.
Wie das aber häufig so ist, wenn etwas ganz selbstverständlich daherkommt: es wird zu wenig geschätzt. Dass nun die 'Stimme' von den deutschen Landesmusikräten zum Instrument des Jahres 2025 gekürt wurde, ist eine ausgezeichnete Idee und eine gute Gelegenheit, um auf die unglaubliche Vielseitigkeit des menschlichen Stimmorgans öffentlichkeitswirksam hinzuweisen.
Laut, leise, hoch, tief, sanft, rockig - in ihrer Art und mit ihrer Natürlichkeit braucht sich die Stimme in ihrem Facettenreichtum vor anderen Instrumenten in keiner Weise zu verstecken.
Übrigens: Das Instrument Stimme besitzen auch Menschen, die darauf gar nicht spielen wollen. Die ein geniales Instrument besitzen, es aber in seinen vielfältigen Möglichkeiten gar nicht ausschöpfen. Es halt lediglich zum Sprechen benutzen. Was ähnlich wäre, wenn ich auf meinem Akkordeon nur einen Ton spielen würde. Eigentlich viel zu schade und eine Verschwendung.
Viele meinen allerdings auch, es nicht spielen zu können. Das ist aber, wie mit allen anderen Instrumenten auch: kann man lernen. Und das wäre dann doch großartig, wenn das 'Jahr der Stimme 2025' dazu beitragen würde, viele noch unentdeckte Stimmband-Instrumente erstmals zum Klingen zu bringen.
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